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Kabarett: Einhart Kluckes „Best-of-Programm” im Theater in G 7

Humorist mit Schmetterlingseffekt

Von unserem Mitarbeiter Martin Vögele

Der Kabarettist singt: „Lobet den Einhart, er hilft uns mit listigen Taten/ All seine Wunder sind ihm, wie man sieht, wohl geraten”. Das Publikum, unisono: „Gut, dass den Einhart wir haben”. Sich selbst einen Choral zu widmen - ist nach 30 Bühnenjahren nun die künstlerische Hybris mit Einhart Klucke durchgegangen? Ach was, auch den musikalischen Abschluss seines Auftritts im Mannheimer Theaterhaus in G 7 bestreitet der Kabarettist mit süffisantem Augenzwinkern, (Selbst-)Ironie und streitbarem Witz - jene Eigenschaften, die auch den Rest seines Jubiläumsprogramms auszeichnen.

„Alles bestens - Oder: Ich muss dann mal Schluss machen” ist ein Best-of seiner Solo-Stücke aus drei Jahrzehnten, Frederic Hormuth führt dabei einmal mehr Regie, hat Texte geschrieben und zeichnet mit Andreas Rathgeber für die Musik verantwortlich. Letzterer habe Klucke „die Instrumente beigebracht” und den (seit gestern) 63-Jährigen mithin in die Lage versetzt, sich etwa per Zwei-Finger-Technik beim eingangs genannten Choral selbst auf dem Keyboard zu begleiten.

Doch auch was das gesprochene Wort betrifft, erleben wir bei der Premiere zweier Auftritte im TiG 7 einen Klucke in Bestform, der gelungene bis hinreißend komische Pointen und Sottisen in bemerkenswerter Dichte aufeinander folgen lässt.

Neben seinem Unmut über die so getaufte „Lebensmittel-Simulations-Industrie” und gewählte Volksvertreter („Es gab schon Päpste, die lockerer mit ihrer Unfehlbarkeit umgingen als Politiker”) oder dem amtlichen Antrag, junge Menschen aus der „mentalen Käfighaltung” zu befreien und nicht dem Einfluss eines „Kajal-Frettchens"” wie Tokio Hotels Bill Kaulitz zu überlassen, setzt sich Klucke auch humoristisch mit der eigenen, durchaus politischen Vita auseinander.

Verantwortlich für die Grünen?
Dabei wird deutlich: Es ist nicht nur des Künstlers Verdienst, seine Zuschauer mit klugen Worten und Liedern zum Lachen zu bringen. Frei nach dem Schmetterlingseffekt - will sagen: dem Flügelschlag eines Falters mit brasilianischem Pass, der in Texas oder wo auch immer einen Tornado auslöst - war Einhart Klucke eigenen Angaben zufolge für eine ganze Reihe historischer Ereignisse verantwortlich: Vom Wembley-Tor, über die Gründung der Partei der Grünen bis zur Verhüllung des Reichstags. Hybris? Nein, beste kabarettistische Unterhaltung. Noch einmal lassen wir das Publikum zu Wort kommen: „Gut, dass den Einhart wir haben.”